Monatshighlight, Jahreshighlight, Lebenshighlight. Fourth Wing hat im englischsprachigen Raum die Bestsellerliste gestürmt und genauso auch seit Anfang Juni die deutschen Buchhändler*innen auf Trab gehalten. Vorbestellungen kamen ohne Farbschnitt an, horrende Preise wurden für die Bücher auf Ebay verlangt. Alles in allem: die Ästhetik hat gesiegt und dem Buch dadurch womöglich die ein oder andere kritische Stimme mehr eingebracht als es vielleicht verdient hat. Aber beginnen wir mit dem Buch an sich: Wir folgen der 20-jährigen Protagonistin Violet, deren Traum Schriftgelehrte zu werden jäh von ihrer Mutter zunichte gemacht wird. Stattdessen muss die Tochter der Kommandantin des Basgiath War College zum Auswahlverfahren der Drachenreiter antreten und ihre Chancen unter Beweis stellen. Und die stehen schlecht, denn das erste Lehrjahr wird nicht einmal von der Hälfte der Rookies überlebt. Bevor ich das Buch lesen konnte, habe ich so gut es ging alle Rezensionen und möglichen Spoiler umgangen. Erst danach hab ich einige Rezis gelesen und bei den Negativen waren die größten Kritikpunkte unter anderem die Vorhersehbarkeit, die Fantasy-Elemente, die man schon überall mal gelesen hat und dass es größtenteils Young Adult wäre, gäbe es da nicht die Sexszenen. Diesen Kritikpunkten möchte ich in diesem Beitrag einmal folgen, denn auch mir sind diese Dinge aufgefallen, ob negativ oder positiv, könnt ihr gleich lesen. Die Vorhersehbarkeit Wir folgen Violet über ihre gesamte Trainingslaufbahn am Basgiath War College hinweg bis hin zum großen Höhepunkt, der etwas über die Wargames hinausgeht. Letztendlich wissen wir also, dass sie sich entgegen aller Zweifel und Vorurteile gegen die Anderen durchsetzen, überleben und sogar einen Drachen bekommen wird. Und tatsächlich bekommt sie den größten und unberechenbarsten von allen und als Sahnehäubchen on top gibt es noch einen kleinen goldenen Babydrachen. Vorhersehbar war das für mich nicht, denn ich dachte echt die ganze Zeit sie bekommt den kleinen goldenen, weil sie auch so klein und fragil ist und dass der Drache das Ganze mit Magie wettmacht, weil Violet ja auch gefährlicher ist als sie aussieht. Dass sie dann den Oberchunklord Tairneanach bekommt, war ziemlich überraschend für mich. Letztendlich habe ich mich aber gefreut, dass sie Tairn bekommen hat. Denn sie hat hart trainiert, sie ist dutzende Male vom Drachen gefallen und hat sich vor der Auswahl schon mehrfach zusammenschlagen lassen. Den Drachen hat sie sich verdient. Und natürlich bin ich davon ausgegangen, dass Violet das War College überlebt. Immerhin ist sie ja nicht dumm, sie hat eben alles auf ihre Weise gemacht, was meiner Meinung gut geschrieben und plausibel nachvollziehbar war. Bei Katniss hab ich ja auch nicht erwartet, dass sie direkt beim Füllhorn draufgeht. Das Genre Young Adult Bei diesem Kritikpunkt gehe ich tatsächlich weitestgehend mit. Das Buch ist zwar aus der Sicht einer 20-jährigen Protagonistin geschrieben, während der Schreibstil vielmehr an Young Adult erinnert. Der Stil, die Kommentare und Gedankenströme, alles liest sich wie ein typisches Jugendbuch. Wäre da nicht der große böse Spice. Normalerweise bin ich spicetechnisch immer ganz vorne dabei. Wenn die Liebesgeschichte gut geschrieben ist, habe ich nichts wenn es auch etwas heißer wird. Doch dieses Buch war auch so spannend und ergreifend genug geschrieben und hätte die sexy Szenen überhaupt nicht gebraucht. Wenn, dann fand ich sie leider ein wenig unpassend gesetzt und auch etwas over the top. Ist das jetzt der Moment wo ich alt werde? Ich hoffe nicht. Rundum, der Spice hätte nicht gemusst, hat aber bestimmt vielen gut gefallen, da das Pärchen sich endlich gekriegt hat. Für mich, falsch gesetzt, da einfach noch so viel zwischen den beiden ungeklärt war (und es auch blieb). Die Fantasyelemente Drachen, Einteilung in verschiedene Quadranten, Kampf bis zum Tod, Königreiche im Krieg. Alles schon gesehen, alles schon gelesen. Und trotzdem kann ich das immer wieder. Während ich die vorangegangen Punkte nachvollziehen kann, finde ich die Kritik hierbei eher schwierig. Ja, Rebecca Yarros hat Elemente aus der Dystopien-/ und Fantasyliteratur genutzt, die natürlich schon irgendwo aufgetaucht sind. Drachen wie bei Eragon, Einteilung und Training wie bei Divergent, Wargames und Kämpfe der Initianden wie bei den Hunger Games und die Einteilung der Königreiche kennt man ja auch zu genüge. Aber ganz ehrlich, Autor*innen können das Rad nicht neu erfinden. Es fühlte sich nicht abgekupfert an und letztendlich kommt es für mich darauf an, wie gut die Elemente eingesetzt werden und das hat die Autorin geschafft. Der Habitus der Drachen und die Macht, die sie innehalten, genauso wie das Magiesystem haben mich sehr begeistert und wurde den Lesenden ebenfalls sehr gut verständlich näher gebracht. Ich habe die Figuren lieb gewonnen und die Drachen haben mich mit ihren Sprüchen mehr als einmal zum lachen gebracht. Und meiner Meinung nach stehen und fallen Bücher mit der Bindung zu den Charakteren. Und das kann ein fantastisch ausgeklügeltes neues Fantasykonzept auch nicht retten, was unnahbare und nicht nachvollziehbare Figuren nicht erreichen. Und das ist Nähe. Ich habe in diesem Buch von Anfang bis Ende mitgefiebert und sogar um die Nebencharaktere geweint. Und das ist, was ich von einem Buch erwarte. Lange hat mich kein Buch mehr so sehr mitgenommen und demnach kann ich den Hype auch absolut nachvollziehen. Sie hat Elemente genommen, die die breite Masse lieben: Drachen, Romance, Academy-Setting und sie wunderbar umgesetzt. Natürlich ist es kein literarisches Meisterwerk, was viele anscheinend anhand des Hypes erwartet haben (aber nach den vergangenen Hype-Büchern sollte das ja langsam klar sein), aber trotzdem empfinde ich Fourth Wing als ein wirklich gutes Buch, was einen mit Emotionen und Spannung abholt. Um abschließend zu sagen, der Hype um Fourth Wing war schlicht gesagt exzessiv. Auf der einen Seite hat es viele Lesende direkt in die Flucht geschlagen, denn man kam ja einfach gar nicht mehr drumherum. Zudem baut sich so ein enormer Druck auf, welchem das Buch gerecht werden soll. Wenn alle vom Jahreshighlight reden, hätte ich das natürlich auch gerne. Wenn es dann dem Hype nicht gerecht wird, fühlt sich das komisch an. Als hätte das Buch und all die anderen Rezensenten, die 5 Sterne gegeben haben einen im Stich gelassen. Auf der anderen Seite sind so so viele auf das Buch aufmerksam geworden, die schon länger nicht mehr gelesen haben und so endlich die Freude daran wiedergefunden haben. Ich bin 2020 durch ein TikTok-Video auf Das Reich der sieben Höfe gestoßen und wusste da noch nicht, dass es kurz darauf total gehyped werden würde. Ich bin dankbar, dass ich durch diesen Hype auf die Bücher aufmerksam geworden bin. Von daher, nutzt den Hype für euch oder lasst ihn einfach an euch vorbeiziehen. Denn letztendlich werden nicht nur Meisterwerke gehyped, manchmal sind es einfach Bücher die gut ankommen, weil sie eine breite Masse begeistern und abholen. Mich würde super interessieren, was ihr von dem Hype rund um Fourth Wing haltet. Habt ihr das Buch deshalb auch gelesen oder seid ihr sonst eher nicht so beeinflussbar? Ich freue mich über jeden Kommentar!
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SchreiberlingS
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